60. Bilderberg-Konferenz 2012 in Chantilly, VA, USA

Jürgen Trittin zur Bilderberg-Konferenz 2012 vom 05.06.2012

Nachdem es eine Reihe von Fragen zu der Konferenz sowie meiner Teilnahme hieran gegeben hat, seien hier die häufigsten beantwortet.

Auf wessen Initiative erfolgte die Einladung?

Eingeladen wurde ich durch den Internationalen Korrespondenten der Wochenzeitung Die Zeit, Matthias Naß.

Wieso wurde der Einladung gefolgt?

Ich führe etwa einmal im Jahr bei den Vereinten Nationen und in den USA im Rahmen einer Abgeordnetenreise politische Gespräche (Reisebericht 2011, Reisebericht 2012). Vom 29.05. bis zum 31.05.2012 war ich offiziell bei den Vereinten Nationen in New York zu Treffen unter anderem mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und in Washington bei der US-Administration sowie der Notenbank und dem IWF. Deshalb konnte ich im Anschluss an die offiziellen Termine die Einladung wahrnehmen. An der 60. Bilderberg-Konferenz nahm ich vom 31.5. bis zum 01.06. teil.

Wer hat an der Konferenz teilgenommen?

Eine offizielle Pressemitteilung sowie die Teilnehmerliste des Bilderberg-Meetings 2012 finden Sie hier: http://www.bilderbergmeetings.org

Worüber wurde auf der Konferenz diskutiert?

Auf der diesjährigen Bilderberg-Konferenz wurden aktuelle Themen wie die transatlantischen Beziehungen, die aktuelle EU-Schuldenkrise, Fragen zur internationalen Energiepolitik und Cyber-Security besprochen. Ich habe dabei als Panelist über die Krise des Euros und der Europäischen Union diskutiert.

Was wurde von Ihnen auf dieser Konferenz vertreten?

Ich habe dort nichts anderes vertreten als anderswo. So plädierte ich für eine Abkehr vom einseitigen Sparkurs in Europa, für nachhaltige Investitionen in Bildung, Energie und Infrastruktur sowie einen europäischen Schuldentilgungsfond. Selbstverständlich warb ich für eine Steuer auf Finanzgeschäfte und für eine Vermögensabgabe, um Krisenverursacher und Vermögende an den Kosten der Krise zu beteiligen. Ich habe dabei keineswegs nur Ablehnung registriert. Im Gegenteil: Viele Anwesende hielten das derzeitige europäische Krisenmanagement („too little – too late“) für eine dramatische Unterschätzung der Krise und waren sich einig, dass eine Kurskorrektur dringend notwendig sei.

Was passiert auf so einer Konferenz?

Ich habe das erste Mal an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen. Nach meinem Eindruck unterscheidet sie sich wenig von vielen anderen Konferenzen, bei denen Manager, Wissenschaftler und Politiker zusammentreffen. Auf diesen Konferenzen geht es um einen offenen Austausch zu aktuellen Themen. Damit solche Diskussionen nicht nur in den üblichen Textbausteinen enden, finden sie häufig vertraulich statt. Dies unterscheidet Bilderberg-Konferenzen nicht von vielen anderen Formaten, wo sich Think-Tanks, Politiker und Unternehmen treffen.

Sollte man als Grüner an einer solchen Konferenz teilnehmen?

Ja natürlich, warum denn bitte schön nicht? Es ist falsch, Gesprächs- und Kontaktverbote aufzustellen. Es geht nicht darum, wen ich treffe, sondern was ich ihnen zu sagen habe. So wie ich in der Woche zuvor mit dem Vorsitzenden der griechischen linken Partei SYRIZA, Alexis Tsipras, gesprochen habe, spreche ich auch mit Vorständen bedeutender Wirtschaftskonzerne, Mitgliedern und Abgeordneten anderer Parteien,
Medienvertretern und Wissenschaftlern. Wenn man andere von den eigenen Positionen überzeugen möchte, ist der direkte Dialog und Austausch notwendig. Grüne Überzeugungen müssen gerade auch dort platziert werden, wo sie noch nicht aktiv vertreten werden. Bestimmte Personengruppen aus diesem notwendigen Meinungsaustausch auszuschließen, konterkariert dieses Anliegen. Dies ist und bleibt Prämisse meines politischen Handelns.

Wer trägt die Kosten der Teilnahme?

Ich. Dem deutschen Steuerzahler sind durch meine Teilnahme keine zusätzlichen Kosten entstanden.

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