30 Jahre Windkraft Diemarden

Vorreiter der globalen Energiewende – 30 Jahre Windkraft Diemarden

Rede anlässlich des Jubiläums 30 Jahre Windkraft Diemarden am 27.8.2023 in Bischhausen

Liebe Christa,
Lieber Jörg,
Lieber Ingo,
Meine Damen und Herren,
Liebe Freundinnen und Freunde,

Ich danke für die Einladung zum Windradfest.

1 Pionier Diemarden

In letzter Zeit häufen sich bei mir Einladungen wie diese. Jüngst bekam ich eine Einladung, um in Meisenheim zum Thema 25 Jahre Energie-wende zu sprechen. Solange ist der Einstieg in die Erneuerbaren und der Atomausstieg bald her – der Beginn der Energiewende,
Was lehrt uns das:
Windpark Diemarden war uns fünf Jahre voraus.
Meinen Glückwunsch dazu.

Ich erinnere mich noch, wie Atomkraftgegner ausgelacht wurden, als auf dem besetzten Ge-lände des Atomkraftwerks Grohnde versucht wurde, mit Windrädern Strom zu erzeugen.
Ihr in Diemarden habt das Gelächter verstummen lassen. Ihr habt die Idee Wirklichkeit wer-den lassen.
Ohne Pioniere wie Euch gäbe es keine Energiewende – nicht in Deutschland, nicht in der Welt.

2 Erfolg Energiewende

Aus einer Lachnummer wurde eine Industrie. Zuerst in Deutschland – dann global.
Heute wird in Deutschland gut 50 % des Stroms mit Sonne, Wind, Wasser und Biogas erzeugt.
Im Juli waren es sogar 70 % des Stroms.
Deutschland, dass lange über 90 Prozent seiner gesamten Energie als Öl, Gas, Kohle und Uran importierte, wurde durch die Energiewende zum Nettostromexportland.
Die Energiewende war gut für Klima und künftige Generationen. In Deutschland produzieren Atomkraftwerke keinen gefährlichen Atommüll mehr. Es wurde massiv CO2 eingespart.
Erneuerbare ersetzten nicht nur das Fünftel der Atomkraft – sondern bis heute auch das Drittel der Kohlekraft am alten Strommix.
Und wir werden die Kohle zu Beginn des kommenden Jahrzehnts komplett ersetzt haben.
Es entstanden nicht nur Hunderttausende Arbeitsplätze. Bürgerinnen und Bürger wurden wie hier in Diemarden zu Stromproduzenten.
Die Erneuerbaren haben das Oligopol der großen Vier Stromkonzerne gebrochen und für mehr Markt gesorgt.
Erneuerbare stabilisieren mitten in der fossilen Inflation die Strompreise. Manche Lobbyverbände beschweren sich über zu hohe Strom-preise und fordern ein Ende der Energiewende.
Das ist eine dumme Idee. Im Juni lagen an der Strombörse die Kosten von Kohle- und Gasstrom mit über 10 Cent/KWh über dem Börsenpreis, während Photovoltaik mit 8 und Wind mit 6 Cent den Börsenpreis drückten.
Wer billigeren Strom will, braucht mehr Erneuerbare.
Das haben die Grünen nach 16 Jahren Bremsen in der Bundesregierung nun auf den Weg gebracht. Im Vergangenen Jahr mit mehreren Gesetzespaketen und zuletzt mit der Entbürokratisierung von Balkonkraftwerken und Agri-PV.

3 Globaler Wettlauf

Jüngst hat die Internationale Energie Agentur Berechnungen vorgelegt, wonach neu installierter Wind- und Sonnenstrom, die Strompreise um 8 % gedrückt haben. Die europäischen Stromkunden sparten zwischen 2021 und 2023 so 100 Mrd. €.
Es war die deutsche Energiewende, es waren Pioniere wie die Windkraft Diemarden, die den globalen Boom in die Erneuerbaren ausgelöst und möglich gemacht haben.
Wenn heute in China zehnmal, in den USA sechsmal so viel in Erneuerbare investiert wird, dann hat das einen einfachen Grund. Wir in Deutschland haben die Kosten von Wind- und Sonnenstrom in zwei Jahrzehnten um über 90 % reduziert haben.
Gegen Sonne und Wind sind Kohle, Gas und Uran nicht länger wettbewerbsfähig.
Weltweit findet jetzt ein Wettlauf um die Technologieführerschaft statt. Deutschland hat hier in den 16 Jahren Merkel, den 12 Jahren Gabriel, den 7 Jahren Altmaier, den vier Jahren Rössler viel verloren.
Der einstige Vorreiter muss zur Aufholjagd antreten.
4 Klimaschutz
Aufholen müssen wir, weil weltweit die Treibhausgase weiter ansteigen. Und auch Deutschland ist noch nicht auf dem Weg, seine Klimaziele einzuhalten.
Robert Habeck hat eine Lücke zum Klimaziel 2030 von 1,1 Mrd. t. Treibhausgasen vorgefunden. Diese standen nur auf dem Papier und waren nicht durch Maßnahmen unterlegt.
Diese Lücke hat er inzwischen um 700 Mio. t verkleinert. Mit dem Gebäudeenergiegesetz sind es ab September dann gut 800 Mio. t.
Aber es fehlen noch 300 Mio t. Es wären sogar noch mehr, würde der Stromsektor nicht seine Ziele – auch dank Windkraft Diemarden – übererfüllen.
Industrie und der Verkehr aber sind aktuell die Klimaversager.
Ihnen müssen Beine gemacht werden. Und auch hierbei spielen Erneuerbare eine zentrale Rolle.
Wir brauchen einen noch schnelleren Ausbau der Erneuerbaren. Dekarbonisierung ist Elektrifizierung
– Klimaschutz im Gebäudebereich funktioniert nur, wenn die Wärmepumpe mit erneuerbarem Strom betrieben wird.
– Wir brauchen keinen Industriestrompreis. Statt fossilen Strom zu subventionieren, brauchen wir mehr PPAs – Power Production Agreements zwischen Unternehmen und Windkraftbetreibern. Dann können 6 oder 5 Cent unterboten werden.
– Wir dürfen keinen Strom verschwenden. Wasserstoff muss mit Strom erzeugt werden. Wer Wasserstoff in Porsches verbrennt muss dreimal so viel Windräder zubauen wie für batterieelektrische Fahrzeuge. Wer Wasserstoff in Heizungen verschwendet, braucht dafür ein Vielfaches an Strom wie für eine Wärmepumpe.
Wir brauchen mehr Erneuerbare.

5 Auf geht es

Wir haben die bürokratischen Hürden für den Ausbau massiv gesenkt. Jetzt muss hier vor Ort entscheiden werden.
Erneuerbare sind von öffentlichem Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit.
Das ist keine Absage an den Naturschutz – aber eine Absage an die Instrumentalisierung des Naturschutzes für andere Interessen.
Wer gerne mal einen Rotmilan sehen möchte, dem empfehle ich einen Besuch bei den Windrädern bei Dransfeld. Dort zieht er unbehelligt seine Kreise auf der Suche nach Nahrung – über ihm drehen sich die Windräder.
Mit dem Aufwuchs der Windenergie ist die Population des Rotmilans gestiegen. Das ist keine Kausalität sondern Koinzidenz, nicht Ursache sondern Zufall. Der eigentlich Grund ist bitter. Das Sterben unserer Wälder durch die Klimakrise hat das Nahrungsangebot des Rotmilan verbessert.
Niemand käme auf die Idee, die Wiederaufforstung von Vorharz und Weserbergland mit resilientem Mischwald zu verhindern, weil dadurch das Nahrungsangebot für Rotmilane in zwanzig, dreissig Jahren gemindert werden könnte.
Bis Buchen, Robinie und andere aber so groß sind, lasst uns diese zerstörten Monokulturen als Flächen für Windkraft nutzen, unter den der Wald wieder heranwächst.
Das hilft dem Wald und dem Waldbesitzenden.

Am Geld dafür fehlt es nicht. Die Bewerberliste für neue Projekte der Windkraft Diemarden ist lang. Windkraft ist Bürgerenergie. Die würde sich da gerne engagieren.
Dreißig Jahre Windkraft Diemarden – Dreißig Jahre Windkraft in Bürgerhand.

Herzlichen Glückwunsch.

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