Innovative Konzepte statt Streichung der Nachtzüge

Der Göttinger Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin erklärt angesichts des Protest gegen die morgen wegfallende Nachtzugverbindung von Göttingen nach Paris:

Die Ausdünnung dieses Angebots ist schlecht für die Fahrgäste, schlecht für die Deutsche Bahn (DB) und schlecht für den Klimaschutz. Leider wirkt die DB in Sachen Nachtzügen lustlos, fantasielos und konzeptlos. Dabei ist der Nachtzugverkehr ökologisch sinnvoll, stärkt den Städtetourismus und ist wirtschaftlich durchführbar. Damit er weiter Bestand hat, müssen sowohl die DB AG als auch die Bundesregierung handeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Probst&Consorten Marketingberatung, die von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegebenen wurde.

Damit der Nachtzug marktfähig wird, fordern die Autoren der Studie eine deutliche Senkung der Trassenpreise um 15-30% für dieses Marktsegment auf ein tragfähiges Niveau. So kostet derzeit eine Nachtzugfahrt von Kopenhagen nach Basel trotz Rabattierungen ca. 4.500 Euro Trassenentgelte. Wie auch im Schienenfernverkehr insgesamt müssen darüber hinaus Wettbewerbsverzerrungen abgebaut werden, wie die Befreiung des internationalen Flugverkehrs von der Mehrwertsteuer sowie die entgeltfreie Infrastrukturnutzung von Nachtfernbussen. Aber auch die DB AG muss handeln. Die Studie zeigt auf, wie das Nachtzugangebot in den letzten 10 Jahren kontinuierlich zusammengeschrumpft wurde. Zum Fahrplanwechsel werden neben der Verbindung von Berlin über Göttingen nach Paris noch die Verbindungen München-Paris, Hamburg-Paris, Amsterdam-Kopenhagen, Kopenhagen-Basel und Kopenhagen-Prag ab nächster Woche nicht mehr angeboten. Stattdessen sind innovative Konzepte gefragt. Dringend muss in den Nachtzugwagenpark investiert werden. Es fehlt ein verlässliches Angebot an Einzelkabinen; wenn vorhanden sind diese meist weit im Voraus ausgebucht. Und ein guter Service sollte wieder im Mittelpunkt stehen. Gerade im Nachtreisezugverkehr möchte der Fahrgast sich gerne gut betreut fühlen. Und das Catering an Bord ist verbesserungswürdig.

Letztlich sollte auch über neue Verbindungen im Nachtreisezugverkehr nachgedacht werden. Hier sieht die Studie im innerdeutschen Verkehr Potential für Verbindungen der Metropolen Hamburg-Stuttgart, Stuttgart-Berlin, Stuttgart-Dresden/Leipzig und München-Dresden/Leipzig. Es geht nicht darum, an jeder bestehenden Verbindung festzuhalten, sondern zu prüfen, wo Kundenbedarf vorhanden ist. Dass dieser offensichtlich auch bei den aktuell eingestellten Verbindungen bestand, zeigen zahlreiche Erfahrungsberichte von Reisenden, die entweder weit im Voraus Tickets buchen müssen oder eben immer öfter „ausgebucht“ angezeigt bekommen.

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