Zum Tod von Egon Bahr

Mit Egon Bahr verliert Deutschland einen Zeitzeugen der eigenen Vergangenheit und einen klugen Kommentator der Gegenwart. Als Architekt der Neuen Ost-Politik von Willy Brandt hat er mit dem Konzept „Wandel durch Annäherung“ der Entspannungspolitik den Weg bereitet. Seine Maxime war es, den Status quo zunächst anzuerkennen, um ihn dann sukzessive zu verändern – mit jedem weiteren Vertrag, mit zunehmender wirtschaftlicher Verflechtung und mit Vertrauen. Hardliner haben den Ansatz als naiv kritisiert. Doch die Geschichte hat Bahr rechtgegeben. Auch heute, über 50 Jahre nachdem er seine berühmte Rede in der Evangelischen Akademie Tutzing gehalten hat, sind die Schlüsse noch aktuell. Gute Außenpolitik wartet nicht auf Wunder, sie ist ein Prozess mit vielen Schritten und Stationen. Bahrs Vermächtnis ist ein Plädoyer für die Diplomatie, die wir heute an allen Krisenherden der Welt brauchen.

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