Brexit: Unser Europa verteidigen gegen den Nationalismus

Das ist eine Niederlage für ganz Europa. Der Zauberlehrling Cameron hat seinen selbst geschaffenen europafeindlichen Besen Boris Johnson nicht mehr bändigen können. Nun ist er von ihm weggefegt worden. Er selbst hat dem Populisten Johnson die Argumente für eine nationalistische Kampagne in die Hand gegeben. Es muss endlich aufhören, dass aus innenpolitischem Kalkül immer wieder mit dem Finger auf Brüssel gezeigt wird. Nicht nur in London, sondern auch in Paris, Berlin und München, in Warschau und anderswo.

Der Austritt Großbritanniens stellt die Europäische Union insgesamt in Frage. Das Land ist nicht nur zwischen England und Schottland wie Nordirland gespalten. Es ist sozial und demografisch gespalten. Ältere, geringer qualifizierte, einkommensschwächere Briten sehen im Nationalstaat und nicht im gemeinsamen Europa einen Schutz vor der Globalisierung. Diese Spaltung gibt es in ganz Europa. Sie ist eine Folge des in der Finanzkrise gescheiterten Neoliberalismus. Die Antwort darauf darf nicht länger Deregulierung und Austerität sein.

Wenn der Rückfall in den Nationalismus und der Zerfall Europas aufgehalten werden soll, dann muss sich die EU verändern. Wer Europa zusammenhalten will, muss die Gesellschaft zusammenhalten. Wir brauchen mehr Investitionen in Gerechtigkeit und eine aktive Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Nur so können wir die politische und wirtschaftliche Krise in Europa überwinden.

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1 Kommentar

  1. Enrico Fadani

    Sehr geehrter Herr Tritin, es geht nicht um Investitionen in (soziale) Gerechtigkeit und um eine aktive Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Europäische Union hat in den letzten 30 Jahren immense Gelder in diesen Bereichen investiert. Es gibt kaum einen Bildungsbereich, der nicht mit europäischen Fördermittel unterstützt wird. Ein Grossteil der Fortbildungsmassnahmen in strukturschwachen Regionen werden durch europäische Mittel erst möglich gemacht. Soziale Projekte entstehen erst dank europäischer Intervention. Es ist eine Farce, dass gerade der Befreiungsprozess in Nordirland, der mit signifikanten europäischer Unterstützung möglich wurde, einer der grossen Verlierer dieser Nacht ist.
    Alle diese Investitionen haben es nicht vermocht, den Menschen eine Identifikation mit Europa zu geben. Hierfür war Europa eben nur die bürokratische Machen, die Gelder verteilt hat Regel aufgestellt hat.„Europa war immer mehr eine Idee als ein Kontinent“ – diese Zitat ist Grundlage des Europäischen Gedanken, der aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges geboren wurde. Der Kardinalfehler der europäischen und auch der deutschen Politik war es, den europäischen Gedanken niemals gepflegt zu haben, sondern Europa zu einer Bühne nationaler oder gar parteipolitischer Interessen gemacht zu haben, wohl vergessend, dass jede Nation aber auch europäische Interesse hat, die weit über die wirtschaftlichen hinaus geht. Aus diesem Grund werden weitere Investitionen keine Lösung darstellen, sondern nur ein wahres Bekenntnis Europäer zu sein. Aus der europäischen Identität und Identifikation heraus, Europa zu formen muss das Zeil sein. Mit freundlichen Grüssen, Enrico Fadani

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